5. Trail-Abschnitt: Von Pakiri nach Auckland – Wiedersehen mit der besten Trail Crew

5. Trail-Abschnitt: Von Pakiri nach Auckland – Wiedersehen mit der besten Trail Crew

Te Araroa Trail Total (TTT): 596 km

Highlight:
Wiedersehen mit der Crew… und Pizza in Auckland ?

Beileid:
Allergie, Asthma und Dornen (fiese Kombination!)

Trekking-Akku : 9/10
?/☹: 9/10

Trail Day 18: Von Pakiri in den Dome Forest (20 km)

Nach meinem Ruhetag im Holiday Park von Pakiri kam ich nur ganz schwer wieder in Tritt. Dabei hatte ich den Vortag nichts weiter getan, als meine Füße hochzulegen und einen kurzen Artikel über den Trail und meine bisherigen Erfahrungen für das MinD-Magazin zu schreiben. Dementsprechend hätte ich eigentlich ausgeruht und mit vollem Akku wieder durchstarten sollen…hatte ich mir zumindest so vorgestellt.

Aber meine Beine fühlten sich sehr schwer an. Außerdem bekam ich von dem Wandern durch das hohe Gras und die Dornensträucher innerhalb kürzester Zeit eine heftige Allergieattacke inklusive Asthma-Anfall, sodass ich überhaupt nicht richtig vorankam. Der Tag selber war total sonnig und schön, Aussichten wieder überragend auf den Pazifik und die umliegende Landschaft; so fiel mir allerdings schwer es richtig zu genießen. Auf einem Foto seht ihr die direkten Auswirkungen der Allergie auf meine Arme…und kurze Zeit später auch auf meine Laune. ?

Solche Tage gehören eben auch dazu, dachte ich mir, und versuchte das Beste daraus zu machen. Ich bestieg den höchsten Punkt des Omaha Forest (Tamahunga, 437 m), danach ging es wieder hinunter Richtung Tal und weiter durch den nächsten Wald, den Dome Forest. Mir wurde allerdings auch schnell klar, dass ich den Wald – entgegen meiner eigentlichen Planung – heute nicht mehr verlassen würde. Dazu war ich einfach zu langsam unterwegs.

Also fing ich an, mich nach einem geeignetem Zeltplatz im Wald umzuschauen…und wurde relativ schnell in der Nähe eines Flusslaufs fündig. Es war gerade mal 18 Uhr und so baute ich gemütlich mein Zelt auf. Und merkte erst bei den Heringen, dass ich weitersuchen würde müssen! Der Boden war nach ungefähr 3 cm Tiefe so hart, dass ich nicht einen einzigen Hering fest im Boden verankern konnte…und somit stand mein Zelt natürlich auch nicht. Das wollte ich natürlich nicht wahr haben und verbrachte noch weitere zehn Minuten damit, meine Heringe zu verbiegen. ?

Ich hatte auch absolut keine Lust mehr, mein Zelt komplett wieder zu verstauen. Also faltete ich es zusammen und latschte mit meinen Sandalen weiter (meine Schuhe hatte ich auch schon aus und tat auch gut so! ?). War bestimmt ein ziemlich skurriler Anblick, wie ich so mit Zelt und Schuhen in der Hand weiter durch den Wald stapfte. Es dauerte vielleicht eine Viertelstunde, bis ich einen halbwegs akzeptablen Platz fand…auch wenn ich so schräg bisher noch nie geschlafen habe. ?

Trail Day 19: Dome Forest bis Puhoi (34 km)

Nach dem gestrigen kurzen Tag wollte ich heute ein paar Meter machen und so stellte ich mir den Wecker auf angenehme 6:30 Uhr. Während meiner morgendlichen Routine fing es bereits an zu regnen…und sollte auch so schnell nicht aufhören. Die nächsten drei Stunden ging es auf und ab durch den Dome Forest, bis zum höchsten Punkt auf den Dome Peak (336 m). Ganz nebenbei hatte ich auch unbemerkt die 500 km-Marke des Trails passiert. ?

Total durchnässt, weil meine Regenjacke nicht so gut funktioniert wie sie vielleicht sollte, erreichte ich nach dem Verlassen des Dome Forests das Dome Café. Hier gönnte ich mir zum 500 km-Jubiläum ein fettes Frühstück. Jetzt fühlte ich mich wieder gut! Auch wenn mir der alte, grimmige Besitzer des Cafés verbot, meine nassen Sachen im inneren des Cafés zu trocknen und uns Te Araroa-Wanderer als „Gypsies“ bezeichnete. Naja egal, Frühstück war top und wenigstens die Kellnerinnen sehr nett. ?

Ich wollte heute bis zum kleinen Ort Puhoi kommen, bis dahin ging es hauptsächlich weiter über Kies-Straßen und kurze Abschnitte über Feldwege…oder einfach über Felder. Und der Trail führte mich direkt zu einem Kuh-Empfangskommitee! Ich habe ja keine Angst vor Kühen (eigentlich). Aber erstens waren die zu viele, zweitens schwarz, drittens starrten die mich mordlüstern an und viertens war auch noch ein kleines Kalb darunter, das die Herde bestimmt vor mir beschützen wollte…redete ich mir zumindest so ein. Kurz: Ich machte lieber einen weiten Bogen um die Viecher! ? Das Highlight des Tages kam dann zum Schluss: der 5 km-lange Puhoi Track mit super Aussichten und ein paar schönen Passagen zum Wandern.

Ich erreichte Puhoi gerade noch rechtzeitig um halb neun, um im hiesigen landesweit bekannten Pub ein Bier zu trinken. Der Puhoi Pub gehört zu den ältesten Kneipen des Landes und bei einem leckeren Puhoi Lager ging ich im Geiste nochmal die geschafften 34 km durch. Dabei kam ich auch ins Gespräch mit einer Einheimischen, die mich fragte, wo ich denn jetzt noch hingehen wolle. Ich antwortete ihr, ich würde einfach gegenüber in dem Park mein Zelt aufschlagen. Woraufhin sie nur ihre Stirn runzelte und sagte, ich solle lieber vorsichtig sein, weil in der Gegend nach einem Mörder gefahndet werde…danke dafür auch, Alpträume vorprogrammiert! ?

Trail Day 20: Puhoi bis Orewa (18 km)

Highlight des Tages: Wiedersehen mit Matt & Kelsea bei der Kajak-Tour von Puhoi nach Wenderholm! Die beiden waren nicht weit hinter mir, standen extra früh um 5 Uhr auf und wanderten schnell noch 10 km bis nach Puhoi, um mit mir zusammen die 7 km lange Kajak-Tour über den Puhoi River nach Wenderholm zu machen. Hat mich wahnsinnig gefreut die beiden wiederzusehen!

Und ja, die Kajaktour ist sogar offizieller Bestandteil des Tracks! ? Also wurde es bis zu unserem Ziel – Orewa, einer etwas größeren Stadt – ein SEHR entspannter Tag mit den beiden. Wir warteten zunächst die Ebbe ab und wanderten dann gemeinsam über Kliffs und Strände Richtung Holiday Park nach Orewa. Einfach unglaublich, wie Kelsea dabei durchhält! Sie hat seit dem 90 Mile Beach – also bereits seit 400 km !!! – eine Fußverletzung und humpelt seitdem über Stock und Stein. Was für eine Willenskraft! Und Tag für Tag hat sie inzwischen auch weniger Schmerzen… und kann ihre Maximaldosis von acht Ibuprofen am Tag ein bisschen herunterschrauben.

In Orewa angekommen wanderten wir direkt in den nächsten Supermarkt und deckten uns groß ein mit Rumpsteak, Hähnchenspieße, Bacon, Eier usw. … alles das, worüber wir bei abendlich Nudelfertiggerichten in der Regel fantasieren! ? Im Holiday Park angekommen bauten wir also schnell unsere Zelte auf und schmissen den Gasgrill an. Ein paar Biere durften natürlich nicht fehlen! Irgendwann verabschiedete sich Kelsea von uns; sie war dann doch geschafft vom Tag, während Matt und ich noch bei BBQ und Bier bis 1 Uhr nachts herumphilosophierten.
Perfect day!

Trail Day 21: Orewa bis Long Bay (23 km)

Nur noch 50 km bis nach Auckland! Matt und Kelsea brachen am Morgen etwas früher auf, unsere heutige Etappe musste nämlich genau geplant sein: nach 18 km sollten wir den Okura River direkt an der Meeresmündung überqueren und das funktioniert nur bei Ebbe. Ich wandere (wenn ich wandere und keine Ruhetage einschiebe… ?) relativ schnell und so machte ich mich erst um 13 Uhr auf den Weg. Tiefststand der Gezeiten sollte 17:30 Uhr sein, das sollte mir genug Zeit geben.

Es war ein ziemlich kühler und windiger Tag und die Sonne versteckte sich meist hinter den Wolken, aber zumindest regnete es nicht wie angekündigt. Und als hätten wir es nicht besser timen können, holte ich Matt und Kelsea Punkt 17:30 Uhr direkt vor Überquerung der Flussmündung ein. Der Meeresarm war mehrere 100 Meter breit. Matt lief vor und rief schon zurück, dass man eigentlich die Schuhe hätte anlassen können… aber das sollte er schon bald revidieren. Eine bestimmt 30 Meter breite Stelle war vom Okura River übrig geblieben und man konnte die Tiefe überhaupt nicht abschätzen. Wir wanderten ein bisschen entlang des Ufers, aber es sah im Grunde genommen alles gleich aus. Ob tief oder flach, einfach keine Ahnung!

Matt unternahm den ersten Versuch und schaffte es hüfttief durch den Fluss bis ans andere Ufer. Ich folgte danach; ebenso hüfttief, sodass mein Rucksack hauchdünn das Wasser streichelte und ich ihn nicht extra auf dem Kopf tragen musste. Danach kam die relativ kleine Kelsea, die ihren Rucksack extra hoch auf ihren Rücken befestigte. Unter einigem Gekreische und einem lachenden Matt, der die Bemühungen seiner Freundin auf Video festhielt, schaffte es aber auch Kelsea ans rettende Ufer. ?

Hier trafen wir auch auf den einzigen Nudisten des FKK-Strandes, den wir aber durch unser lautes Gebrabbel schnell vertrieben. ? Nach einer kurzen Pause legten wir die restlichen 5 km bis zum schönen Long Bay Regional Park zurück. Hier schlugen wir unsere Zelte auf, wobei ich schon eine Hängematte im Park ausgemacht hatte, in der ich mit Schlafsack die Nacht verbringen wollte. Ich erwartete natürlich den schönsten Sternenhimmel…aber nach nur einer halben Stunde war der Traum vorbei, es fing leise an zu nieseln und ich musste leider in mein Zelt umziehen. Dennoch war es ein toller Tag und die Flussüberquerung war schonmal ein gutes Training für reißendere Ströme auf der Südinsel.

Trail Day 22: Long Bay bis Auckland (28 km)

Auch an diesem Tag wurden wir von der Sonne verwöhnt! ? Direkt nach Aufbruch aus dem Long Bay Regional Park trennte ich mich von Matt & Kelsea; die beiden waren damit beschäftigt einen neuen Song zu komponieren für ihr nächstes Album. Und ich hatte mich schon daran gewöhnt, mein eigenes Tempo zu laufen und dabei die interessantesten Podcasts zu hören, dass ich diese Gelegenheit gerne wahrnahm um vorzulaufen.

Der Tag war einfach traumhaft und führte durch die wohlhabenderen Suburbs von Auckland und einigen Strandabschnitten und Buchten bis zum Ferry Terminal von Devonport. Von hier sind es nur zwölf Minuten bis zum Ferry Terminal von Downtown Auckland und und nur weitere 500 m bis zum Nomads Backpackers, wo bereits Faustine, Mael und John auf uns warteten.

Unterwegs dahin wurde ich wieder von vielen Kiwis auf den Trail angesprochen; einer begleitete mich sogar bestimmt zehn Minuten auf dem Weg, da es sowieso Teil seines morgendlichen Trainingsprogramms war. Wie gesagt, die Vorstädte hier sind echt der Hammer und die Häuser entweder beeindruckend oder schön oder beides. ? Irgendwann kramte ich auch meine Olympus aus meinem Rucksack, um Aufnahmen von den Buchten, Stränden und Villen zu machen. Ein toller Tag zum Fotografieren!

Unterwegs lernte ich auch Linda kennen (ca. 50), die mich sogar zu sich nach Hause einlud. Wir hatten ein super nettes Gespräch und sie erzählte mir, sie wolle ihr Haus verkaufen, um dann mit dem Fahrrad um die Welt zu fahren. Damit konnte ich mich natürlich gleich identifizieren! ? Ich ließ es mir bei der weiteren Wanderung richtig gutgehen und genoss die verschiedenen Angebote entlang der Straße: ein leckerer Lunch, ein Coffee to go und ein Eis frisch aus der Dairy durften da nicht fehlen. Und kurz vorm Ferry Terminal war ich noch so fit, dass ich mich zu einem kleinen Umweg entschloss und noch auf den Mount Victoria wanderte. Von hier hatte ich in 90 Meter Höhe einen tollen Ausblick auf Downtown Auckland, die umliegenden Stadtteile sowie Rangitoto Island, der Vulkaninsel direkt vor der Küste von Auckland. Ich freute mich schon auf die Stadt und das Wiedersehen mit den anderen und so machte ich mich auf den Weg zum Ferry Terminal. Perfektes Timing und ich konnte fast direkt durchlaufen auf die bereitstehende Fähre.

Nur ein paar Minuten später befand ich mich schon im Hostel. Hier trafen wir dann bis auf Dafydd wieder alle zusammen und verbrachten den Abend miteinander bei Pizza und Wein bei That’s Amore Pizza, der bestimmt besten Pizzeria von Auckland…oder einfach nur bei Bier auf der Dachterrasse des Hostels. Ein toller Abend, der noch nicht vorbei war! Matt, Kelsea und ich wollten noch irgendwo zusammen ein Bier trinken gehen, um den Tag gebührend ausklingen zu lassen. Faustine, Mael und John gingen früh ins Bett, weil sie bereits am nächsten Morgen früh wieder weiterwandern würden.

Bei der Gelegenheit lernten wir den Maori Pat kennen…der uns nicht nur allerhand verbotene Substanzen besorgen wollte und uns in einen coolen Irish Pub schleppte, sondern auch den Maori-Gruß beibrachte. Als ich um halb zwei total geschafft ins Bett fiel, hatte ich ein fettes Grinsen im Gesicht.

So what’s next:
Eigentlich habe ich überhaupt keine Ahnung, wie es weitergeht! ? Erst einmal mache ich einen Ruhetag und besorge mir ein paar neue Sachen, weil einiges von meinem Equipment einfach mal auseinanderfällt. Und dann muss ich irgendwie aus Auckland herauskommen, um in die Hunua Ranges zu gelangen. Der Rest wird sich zeigen…oder: It is solved by walking! ?

10 Gedanken zu „5. Trail-Abschnitt: Von Pakiri nach Auckland – Wiedersehen mit der besten Trail Crew

    1. Aber Rüüüüdiiii, ich hab doch gar kein Instagräääm! 😉 okay, ich lasse diverse Filter und das Hipster-Dasein sein, wenn ich zumindest die Effekte meiner Olympus behalten darf, Deal? 😉 Wobei „Hipster Hiking“ bestimmt DER neue Trend wird!

  1. Fröhliche Weihnachten Lieber Kosi!

    Feier schön und bleib gesund. Ich esse dann ein Stückchen mehr von der Weihnachtsgans für Dich mit… ;o)

    Viele Grüsse
    Robinho

    1. Danke für die lieben Grüße, Robinho! Dir und deiner Family auch frohe Weihnachten!

      Es wurde zwar keine Weihnachtsgans, aber trotzdem die pure Völlerei! Wie sich das eben gehört…davon zehre ich dann noch in harten Zeiten. 😉

      LG

  2. Cooler Blog, ich lese ihn gerade von Anfang an durch (wegen Planung meines eigenen TA…)
    Kurze Frage: ihr habt in Long Bay übernachtet. Der Campground sollte lt. der TA Website aber gar nicht vorhanden sein…
    Stand da was bzw. habt ihr „wild“ gecampt?

    Weiterhin viel Erfolg und Grüße
    Markus

    1. Hey Markus, danke für deine Nachricht! Und cool, dass ich dir bei deiner eigenen Planung ein bisschen helfen kann. 😉

      Ja Long Bay war super! Wir haben uns im Long Bay Regional Park ein lauschiges Plätzchen gesucht und unsere Wanderhütten aufgeschlagen, als es leerer wurde. Relativ weit am Nordende, da es nach Süden hin belebter wird. Ist ein toller Platz, da überall Trinkwasserbrunnen und Toilettenhäuschen rumstehen. „No camping“-Schilder haben wir nicht gesehen…ich würd es jetzt aber trotzdem mal als entspanntes wild camping einstufen. 😉

      Wann geht’s bei dir los? LG

      1. Danke für die Antwort!

        Leider geht es erst nächstes Jahr los aber wenn man so einen Blog liest dann ist es ja fast wie dabei sein…
        Und der Sehnsuchtsfaktor wird damit auch immer größer!
        Ich wünsche Dir noch weiterhin gutes Gelingen

        Viele Grüße aus Stuttgart
        Markus

  3. Hi Stef,

    vielen Dank für Deinen Artikel im MinD-Magazin. Ich habe nun ja einiges aufzuholen beim Lesen.
    Es ist schön Neuseeland durch Deine Augen kennenzulernen.

    Gruß,
    Jork

    1. Hey Jork, danke für deine Nachricht! Freut mich wirklich sehr, dass dich mein Artikel für das MinD-Mag zu meinem Blog geführt hat. 😉 Liebe Grüße aus der neuseeländischen Pampa, Stef

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