Der Arctic Circle Trail in Grönland – Winter is coming…

Der Arctic Circle Trail in Grönland – Winter is coming…

Arctic Circle Trail Day 3: Vom Wild Camp @ Lake Amitsorsuaq bis zur Ikkatooq Hut (24 km)

Ich wachte am nächsten Morgen spät; seltsamerweise weckte mich nicht das Sonnenlicht, sondern ein kühler Wind, der über den See fegte. Der Himmel war bewölkt und es war richtig kalt. Über Nacht hatte Grönland mal eben den Herbst eingeläutet, mit einem Temperatursturz um die 10 Grad. Der Himmel war bewölkt und alles sah auf einmal so trüb und unfreundlich aus. Ganz anders als die ersten beiden herrlichen Tage auf dem Trail.

Ich zog mir meine warmen Sachen an und brauchte direkt mehrere Layer, um in Fahrt zu kommen. Von meinem neuen Freund, dem Rentier, gab es auch keine Spur mehr. Auch meine Schweizer Nachbarn waren schon aufgebrochen. Ich skippte das Frühstück am Zelt und lief erstmal die restlichen zwei Kilometer bis zum Canoe Center.

Canoe Center @ Lake Amitsorsuaq

Hier gönnte ich mir einen warmen Kaffee und machte einige Dehnübungen für mein lädiertes Knie. Vielleicht würde das ja helfen. Beim Blick aus dem Fenster sah ich noch in einiger Entfernung ein junges Mädel, das gerade ihr Zelt abbaute.

Arctic Circle Trail Impressions

Die heutige Etappe sollte endlich etwas Höhenmeter beinhalten. Das sollte mich zusätzlich warm halten. ? Der Wind wurde richtig kalt und bei meiner Mittagpause am arktischen Strand verkroch ich mich hinter einer Felswand.

Strand in Grönland…wer hätte das gedacht? 😉

Nun begann auch ein erster richtiger Aufstieg zur Ikkatooq-Hütte, meinem designierten Ziel und so ziemlich Halbzeit auf dem Trail nach 82 Kilometern.

Es fing an zu regnen und durch den stärker werdenden Wind wurde es richtig unangenehm. Ich lenkte mich etwas mit Podcast im Ohr ab (Joe Rogan spricht mit seinem Interviewpartner über halluzinogene Drogen, very interesting! ?). Zum ersten Mal bekam ich durch Matsch und den feuchten Boden auch nasse Füße. So schnell kann’s gehen mit Trail Runners, aber das war ich vom Te Araroa gewohnt.

Wind, Regen, Kälte…so wie man sich Grönland eben vorstellt! 😉

Unterwegs beobachtete ich zwei weitere Rentiere. Insgesamt sollten mir über zehn Exemplare  während des gesamten Trails über den Weg laufen. Oft sehr zutraulich und überhaupt nicht scheu. Für die Jäger und Trophy Hunter also leider auch keine allzu große Herausforderung. 

Arctic Circle Trail Impressions
Arctic Circle Trail Impressions

Trotz des miesen Wetters gab es während des Aufstiegs tolle Panorama-Ausblicke, bis ich um ca. 18 Uhr die Hütte erreiche. Hier chillten bereits Jan aus Tschechien und Kay aus England. Die beiden sind verheiratet und waren schon seit viereinhalb Tagen unterwegs…mit viel zu wenig Essen. Ich kramte durch meine Vorräte und vermachte ihnen, was ich irgendwie entbehren konnte. Jan ist auch leidenschaftlicher Fotograf und sein halber Rucksack bestand aus Kamera-Equipment. Das konnte man aber leider nicht essen. Kay war müde, gesundheitlich angeschlagen und dämmerte so vor sich hin, während Jan und ich uns über den Trail, Fotografie, Websites und die Welt austauschten.

Check out Jans Website: 
www.jdolezel.com

Draußen zog es nun richtig zu. Es regnete und stürmte weiterhin. Dann klopfte es auf einmal an der Tür und herein kam Ruth aus Estland, das Mädel vom Canoe Center. Sie war total erschöpft und die Hälfte ihrer Fußsohlen waren mit Blasen übersät. Ich gab ihr alle meine Blasenpflaster und etwas Tape-Verband. Als Ärztin konnte sie sich selbst behandeln, nur an das First-Aid-Kit hatte sie nicht selber gedacht. Da würde die nächste Hälfte des Trails mit Sicherheit eine Freude werden. Manchmal feiere ich eben doch meine nerdige, minutiöse Vorbereitung… naja, um dann aber das Moskitonetz zu vergessen! ?

Die Hälfte vom Arctic Circle Trail war geschafft! Ich feierte ein bisschen mit Ruth und Jan, bevor wir alle ins Bett gingen und Kay in Ruhe schlafen ließen. 

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