Der Arctic Circle Trail in Grönland – 7 Tage unplugged in der arktischen Wildnis

Der Arctic Circle Trail in Grönland – 7 Tage unplugged in der arktischen Wildnis

Grönland und der Arctic Circle Trail („ACT“) – Trivia & Fun Facts

Okay, bevor es mit meiner topaktuellen Tag-für-Tag-Berichterstattung auf dem ehemals einsamsten Trail der Welt losgeht, hier noch mehr oder weniger Wissenswertes über Grönland und den Arctic Circle Trail:

Arctic Circle Trail (c) Stef

Wieso überhaupt Grönland und der Arctic Circle Trail?

Die Gegenfrage zu dieser Frage könnte lauten: Kennt ihr irgendjemanden, der schonmal in Grönland war? Jetzt antworten 99,9% bestimmt mit „Nö“…und das macht diese riesige Landmasse im hohen Norden irgendwie hochexotisch und begehrenswert (in meinen Augen).  Ach ja, und digitale Entschleunigung durch absolut keinen Handyempfang auf dem Trail erschien übrigens auch sehr verlockend. Oder spricht man dann schon vom kalten Smartphone-Entzug? ?

Grönland…oder auch 
Kalaallit Nunaat in der Landessprache

Wer lebt da überhaupt? 

Neben den Einheimischen Inuit noch viele Dänen und einige hängengebliebene Amis, die u.a. die Orte Thule und Kangerlussuaq als Air Base gegründet hatten (und reduziert noch heute weiterhin betreiben). Es gibt insgesamt 56.000 Grönländer, von denen sich 15.000 in der Hauptstadt Nuuk tummeln. Die zweitgrößte „Stadt“ Sisimiut mit 5.500 Einwohnern ist der Start- oder End-Punkt des Arctic Circle Trails (je nachdem in welche Richtung man läuft)…quasi von der Wildnis in die Großstadt.

Sisimiut an der grönländischen Westküste, Ziel oder Start des Arctic Circle Trails

Gebirgiger als man denkt…

Grönland hat an der Bergfront einiges zu bieten. Auf der Eisfläche im Landesinneren verteilt gibt es so einige 3.000er-Gipfel und überragt damit Deutschlands Zugspitze (einen käsehoch zu 3.000 Metern entfernt). Einer der höchsten Gipfel ist der einfallsreich benannte „Summit“ mit 3.254 Metern. Im näheren Umfeld vom ACT und Sisimiut ist der Kaellingehetten mit 835 Metern Gipfelhöhe eine echte Landmarke. Und der ACT selber führt hinauf auf niedliche 448 Meter (immerhin!).

Entlang des Kaellingehetten kurz vor der Sisimiut auf dem Arctic Circle Trail

Gröndländisch

Hier ein kleiner Auszug aus dem Bordmagazin von Air Greenland. Die Regeln scheinen relativ einfach zu sein: Ein Wort sollte so viele „q‘s“ oder Doppel-Vokale wie möglich haben, mindestens aus 15 Buchstaben (besser 30) bestehen und regelmäßig mit „-fik“ enden. Das hört sich classy an! Viele sprechen aber auch einfach Dänisch.

Aus dem Air Greenland-Bordmagazin

Der Arctic Circle Trail in Kürze

Verläuft von Kangerlussuaq im Landesinneren über schlanke 165 km nach Sisimiut an der Westküste Grönlands. Der Trail befindet sich in seinem gesamten Verlauf sehr klar über dem Artic Circle (= 23. Breitengrad), damit würde Donald Trump den Namen leicht als totally fake enttarnen. 202 Kilometer werden es übrigens, wenn man schon vom Ice Cap aus startet (hab ich natürlich gemacht, weil das hoffentlich ewig bestehende Gletschereis Grönlands überragend surreal schön ist!). Und man eben Extra Credits unter der Wanderbevölkerung erntet, dürfte klar sein. Das Höhenprofil ist moderat: auf den 202 Kilometern sind es ungefähr 8 km rauf und runter. Zum Vergleich: Der GR20 auf Korsika hat auf 186 km Länge 25 Höhenkilometer aufzubieten (gilt aber auch als einer der härtesten Semi-Weitwanderwege der Welt). Und das muss man ja nicht jedes Jahr mitmachen (Link). Die Herausforderungen des ACT liegen eher woanders, aber dazu später mehr. Vor acht Jahren liefen den Trail übrigens nur ca. 300 Trekker aus aller Welt…heute dagegen kann man eher von 1.300 ausgehen. Henrik, der dänische Hostelbetreiber in Sisimiut, geht übrigens von über 2.000 aus…das zum Thema einsamer Trail. Ach ja, und wir Deutschen sind extremst prominent vertreten (aber wo sind wir das nicht?!).

Der Arctic Circle Trail im Winter

Die gleiche Strecke lässt sich im Winter auch bewandern. Dann allerdings in Konkurrenz zu Hundeschlitten, die für die Strecke drei Tage benötigen…oder Snowmobiles, die die 165 km zwischen Kangerlussuaq und Sisimiut an gerade mal einem Tag zurücklegen. Der Snowmobile- Rekord liegt übrigens bei anderthalb Stunden (nicht verifizierte Tatsachenbehauptung von Hostelmensch Henrik). Zum Vergleich: der Flieger benötigt eine halbe Stunde, exkl. Check-in etc.

Chillen in Sisimiut: Einer von Hunderten von grönländischen Schlittenhunden 

Zum Abschluss noch was aus der Rubrik Skurriles – Hundeinseln vor der Küste Grönlands

Also, Grönland wird als Touri-Destination immer beliebter. Das merkt man nicht nur an meiner Anwesenheit hier oder am überraschend großen Jumbo mit 300 Passagieren von Kopenhagen ins beschauliche Kangerlussuaq mit seinen 500 Einwohnern, sondern auch bei der Anzahl an Schlittenhunden in Grönland. Die kommen natürlich nur im Winter zum Einsatz. In Grönland geht der übrigens schon im September los, selbst im Hochsommer Juli oder August kann es schon zu Schneefällen kommen (von denen ich aber nochmal verschont wurde). Anyway, lang ausgeholt: für den Wintertourismus benötigt man eben tonnenweise dieser Schlittenhunde, die im Sommer monatelang eigentlich nur chillen, in der Sonne liegen, ein bisschen rumheulen, -bellen und -gähnen und nach Möglichkeit eben irgendwie artgerecht beschäftigt werden sollten. In Sisimiut versucht man es noch oldschool mit Zwinger und anketten, woanders in Grönland gibt es dafür ganze Hundeinseln vor der Küste. Das funktioniert dann so: man bündelt seine Hundemassen, schippert im Mai/Juni auf die designierte Insel rüber, setzt seine Laufmaschinen ab, lässt sie monatelang rumtoben und Schabernack treiben und bringt hin und wieder genug Futter vorbei…vergisst man letzteres, hätte man sonst einige ungewollte negative Effekte. ?

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